
Philipp Riederle, Foto: Droemer Knaur
Vor einer Woche ist ein Buch erschienen, das ich mich besonders neugierig gemacht hat: „Wer wir sind, und was wir wollen: Ein Digital Native erklärt seine Generation“. Das Ungewöhnliche: Der Autor Philipp Riederle ist gerade 18 Jahre alt und hält bereits Vorträge vor den Konzernchefs der Deutschen Wirtschaft. Nach wie vor geht er auf Schule und bereitet sich auf das Abitur vor. Was mich als 52 jährigen besonders interessiert: Wie tickt die „Generation Facebook“ eigentlich?
Riederles Buch ist kurzweilig geschrieben
Seine Thesen sind kurz und prägnant. Er berichtet vom „Lieblingsschauspieler aus der Kindheit“: Michael „Bully“ Herbig und dem Hinweis „20 Millionen Menschen sahen seine Filme“. Riederle wundert sich über dieses Lebenswerk und bemerkt, dass seine eigenen Podcast-Filme, die er seit dem 13. Lebensjahr bei youtube hochlädt, bereits nach vier Jahren die 20 Mio-Marke geknackt haben.
Zitat Riederle: „Ich kann mit einem Podcast, den man mit drei Klicks öffnet, mehr Menschen erreichen als ein Schauspieler mit seinem ganzen Leben. … Mit einem Smartphone kann ich heute hochauflösendes Videomaterial produzieren, wie es vor wenigen Jahren nur im Kino zu sehen war.“
ARD und ZDF sind Schnee von gestern
Ich finde es spannend, wie selbstverständlich die „Generation Riederle“ nicht nur Medien konsumiert, sondern auch produziert. Cool steht er in seinem privaten TV-Studio und moderiert völlig entspannt die 185. Folge seiner Fernsehsendung „Mein iphone und ich“. Die klassischen TV-Angebote von ARD und ZDF sind für ihn Schnee von gestern – Riedle schaut nicht zu, sondern erklärt und plaudert souverän 40 Sendeminuten lang.
Seine Meinung zur Mobilität seiner Generation: Das Auto als Statussymbol hat ausgedient, das ist für ihn alte Technologie. Immer weniger Jugendliche machen den Führerschein, dann muss man auch „keine Inspektion machen lassen, nicht zum TÜV, nicht ADAC-Mitglied werden und keine KFZ-Steuer und Versicherung zahlen.“ Riederles Vision: „Wenn schon Auto fahren, dann Carsharing: Ein Fahrzeug, nur wenn man es braucht.“
Als Knigge-Trainer beobachte ich regelmäßig, wie die „Generation Facebook“ zahlreiche Chancen, um zu kommunizieren, auslässt. Kleines Beispiel: Ich beobachte im Biergarten, wie 10 Jugendliche bunt gemischt um einen Tisch sitzen. Doch statt zu flirten und zu reden, sind alle mit ihren Smartphones beschäftigt. Meine These: Diese Generation taucht in eine virtuelle Scheinwelt ab und verpasst die Chancen der realen Welt.
Die Facebook-Generation trifft sich häufiger im richtigen Leben
Doch Philipp Riederle widerlegt meinen Eindruck und zitiert den Sozialpsychologe Prof. Dr. Jaap Denissen von der Berliner Humboldt-Universität: „Online-Freundschaften vertiefen und erhalten in aller Regel offline-Freundschafen. Die Social Media bewirken, dass man sich öfter im richtigen Leben trifft als ohne Zugang zum Netz.“
Eine aktuelle Studie aus den USA belegt diese These: Danach pflegen „56 Prozent der Nicht-Internet-Nutzer Freundschaften und Kontakte zum Beispiel durch Vereinsarbeit, bei Social-Network-Usern sind es hingegen 82 Prozent, die sich offline engagieren, Freunde treffen, sozial unterwegs.“ In meinem Media-Blog habe ich letzte Woche über die Facebook-Generation in Freiburg berichtet.
Auch im kommenden Ausbildungsgang zum „Social Media Manager (IHK)“ werden wir ausführlich über die Thesen von Philipp Riederle diskutieren.
Lieber Herr Wälder, ganz herzlichen Dank für diesen tollen Tipp. Ich kenne Philipp Riederle seit vielen Jahren von seinen Podcasts, die ich gern geschaut habe, aber das er ein Buch geschrieben hat, war mir neu. Also Buch geordert und jetzt gut 200 Seiten gelesen. Ich kann Ihre Aussagen nur bestätigen. Dieser junge Mann wird meiner Meinung nach die Welt verändern oder zumindest einen Prozess auslösen, der uns viele Dingeneu bewerten lässt. Wer auf die nicht aufzuhaltenden Veränrngen vorbereitet sein will, sollte dieses leicht zu lesenden Buch lesen und staunen. Nochmals danke für den Tipp. Ihr Andreas Geuss
Danke für die interessante Anregung.
Mit freundlichen Grüßen, Sabine Djebbari