„Schon wieder ist es passiert. Eine Kundin fordert mich in einem sehr dominanten Ton auf, sie sofort zu bedienen. Damit trifft sie meinen wunden Punkt und ich mache komplett dicht. Mit der will ich einfach nichts mehr zu tun haben.“ So ähnlich schilderte mir vergangene Woche eine Teilnehmerin ihre Erfahrung.

Eingefahrene Reaktionen überwinden

Auch in den Nachrichten kommt es mir manchmal so vor, als ob sich gesellschaftliche Themen immer mehr zu Trigger-Punkten entwickeln, die je nach Gruppierung absehbare Reaktionen auslösen. So vieles scheint festgefahren. Beides bringt mich zu der Frage, wie wir solche eingefahrenen Reaktionen überwinden können. Was braucht es, um die relevanten Probleme zu verstehen und innovative Lösungen zu finden?

Genau das ist im weiteren Gespräch mit der Teilnehmerin passiert. Nachdem ich in Ruhe zugehört und den Impuls unterdrückt hatte, gleich meinen Senf dazu abzugeben, entstand ein Raum, in dem sich eine neue Sichtweise und die nächsten Schritte zeigten. Ein neues Verhalten wurde möglich.

Was bedeutet eigentlich Innovation?

Zugegeben lösen manchmal allzu laute Forderungen nach mehr Innovation Druck oder zumindest gemischte Gefühle in mir aus. Andererseits beflügeln mich Berichte über neue Erfindungen und folgende Geschichte fasziniert mich. Der Australier Tony Rinaudo beobachtete Büsche in der Wüste und fand heraus, dass es kleine Bäume sind. Seit die Bewohner die Büsche nicht mehr abbrennen, wie sie es lange gewohnt waren, wachsen tatsächlich Bäume. So kommt es zu einer natürlichen Wiederaufforstung.

Das Wort Innovation kann mit Erneuerung übersetzt werden. Vielleicht geht es vielmehr darum, mehr Zeiten des Stillwerdens und des Empfangens in die Lebens- und Arbeitswelt zu integrieren, als noch mehr die Ärmel hochzukrempeln, um höher, schneller und weiter zu streben, ohne das Ziel zu kennen.

Wenn es darum geht, die körperlichen Kräfte zu erneuern, sagen uns Experten, dass wir neben gesunder Ernährung und Bewegung genügend Schlaf brauchen. Während des Schlafes ist die Zellregeneration besonders intensiv. Besonders während der Tiefschlafphase schüttet der Körper vermehrt Wachstumshormone aus, die für die Reparatur und Erneuerung von Gewebe und Zellen wichtig sind. Darüber hinaus wird der Blutfluss zu den Muskeln erhöht, was ebenfalls zur Erneuerung beiträgt. Auch der innere Mensch erlebt während des Schlafes Prozesse, die zu Wohlbefinden und neuer Motivation führen.

Die immer gleiche Sitzposition verkürzt die Muskeln und erschwert neue Bewegungen. Könnte es sein, dass es mit dem Denken ähnlich ist? Dass immer gleiche Denkabläufe zu Entscheidungen führen, die Innovation im Sinne der Erneuerung dämpfen? Vielleicht finden wir neue Lösungen, wenn wir tiefer eintauchen.

Mir kommt eine Aussage aus dem Coaching in den Sinn: „Eigentlich habe ich alles, irgendwie bekomme ich es immer hin. Aber ich spüre mich nicht mehr und ich fühle mich unfrei. Gern würde ich mich weiterentwickeln, wieder etwas Sinnvolles tun, frei und ohne Zwang.“

Gewohnheiten unterbrechen

Es kostet Mut, Gewohnheiten zu unterbrechen und genauer hinzusehen. Wenn es an vielen Baustellen gleichzeitig brennt, erscheint „weiter so“ die bessere Strategie. Einfach mal stehen bleiben und dem Raum zu geben, was gerade ist, kostet Zeit. Was kann beim genaueren Hinsehen ans Licht kommen und kann ich damit umgehen? Bei dem natürlichen Aufforstungsprojekt in Australien war die schwierigste Aufgabe, Menschen zu finden, die bereit waren, das Risiko einzugehen, ihre bewährten Handlungsweisen zu ändern.

Mir scheinen folgende Schritte wichtig, um neue Verhaltensweisen für eine gesündere Zukunft zu finden. Alles beginnt mit einem Stopp. Nicht weiter so. Wir nehmen uns Zeit und Raum, um tiefer einzutauchen. In einem Team oder in der Familie kann alles zur Sprache kommen, was für das aktuelle Thema relevant ist. Dabei gilt die Vereinbarung, oberflächlichen Bewertungen zu widerstehen, neugierig zuzuhören und wirken zu lassen.

Erneuerung kann auch bedeuten, das Bewährte wiederzuentdecken und wertzuschätzen. Ein übertriebener Neuerfindungswahn ist nicht hilfreich. Was ist eingefahren, welche Verflechtungen, die eher an ein Drama erinnern, werden sichtbar? Was braucht Erneuerung und wofür das Ganze? Durch das gegenseitige Zuhören und die Wertschätzung der verschiedenen Sichtweisen entsteht ein Raum, in dem sich persönliche Empfindungen zeigen können. In diesem Klima kann es sein, dass sich Sichtweisen lockern und der Wunsch nach einer erneuerten Zukunft entsteht.

Rückzug führt zu neuen Ideen

Wenn Gedanken und Gefühle zur Ruhe kommen, kann sich der Raum öffnen für Impulse aus der tieferen Wirklichkeit. Die Zeit der Stille lädt ein zu empfangen. Neue Möglichkeiten, Lösungen, Ideen für sinnvolle Projekte können ankommen. Nachdem die Gruppe sich auf eine Handlung geeinigt hat, gilt es, diese in Alltag zu erproben, zu verbessern und zu kultivieren. Mit dem Mut, tiefer einzutauchen, kann jeder in seinem Einflussgebiet zur Erneuerung beitragen.

Diese Schritte können auch nach innen gegangen werden. Ich nehme mir mit mir selbst Zeit und Raum, um allem, was da in mir redet, zuzuhören, zu fühlen und wertzuschätzen, wie es im Moment ist. Im Dialog mit mir selbst und Gott finde ich möglicherweise in die Tiefe, erlebe Regeneration und finde Lösungen.

Wie wäre es, wenn wir uns gegenseitig Räume der Erneuerung eröffnen? Einfach mal zuhören und dem Gegenüber Zeit und Raum schenken. Gern möchten wir auf dem Gutshof Raum zur Entwicklung geben und weitere Entdeckungen machen.

Falls du mit Menschen, die ebenfalls auf der Suche nach Orientierung und neuen Lösungen sind, gemeinsam neue Erfahrungen machen möchtest, lade ich dich ein zu unserem nächsten Goldzirkel Coaching ab 23. März 2025.