Auch im Winter kann Waldbaden sehr viel Spaß machen. Thomas Bröker bildet gemeinsam Ilona Dörr-Wälde neue Waldbademeister aus. In diesem Beitrag stellen wir ihn ausführlich vor.

Mit der Großstadt-WG ins Grüne
„Meine Lust auf den Wald entstand an einem trüben Februartag in Berlin“, erzählt Thomas Bröker. „Ich habe es in meiner WG nicht mehr ausgehalten, in mein Zimmer kam nur eine halbe Stunde direktes Sonnenlicht pro Tag. Dann bin ich mit der S-Bahn zum Wannsee gefahren und habe mich mit dem MacBook in einer Hängematte drei Stunden in den Wald gesetzt. Das Ergebnis war verblüffend: Ich habe gemerkt, in kurzer Zeit im Wald schaffe ich mehr als an einem Tag in der WG!“
Dieses Schlüsselerlebnis liegt mittlerweile 14 Jahre zurück. Doch es prägt bis heute sein Leben. Thomas hat Film und Fernsehen an der Dekra-Hochschule in Berlin studiert. Stolz berichtet er von seinem ersten Urlaub im Wald: „Mit drei Kommilitonen haben wir uns auf Google einen schönen Platz gesucht, sind dann mit einem Kofferraum voller Essen hingefahren und haben auf einer Lichtung unsere Zelte aufgebaut.“
Er schaut aus seinem Büro hinaus auf 200 Jahre alte Eichenbäume: „Die erste halbe Stunde war langweilig, dann bin ich ganz im Wald versunken. Wir hatten eine richtig tolle Zeit, sind in einen See gesprungen. Die drei Tage fühlten sich wie drei Wochen an. Als ich nach Berlin zurückkam, habe ich mich gefragt: Warum rennen die Menschen so, als würden sie vom Wolf gejagt? Im Kontrast zum Wald habe ich plötzlich puren Stress gespürt.“
Zweifel am Sinn der Arbeit
Nach dem Studium arbeitet Thomas Bröker als Kameramann im offenen Kanal des RBB. 2010 macht er sich selbstständig und dreht für seine Kunden Imagefilme. Doch die Arbeit hinter der Kamera gibt ihm nicht das Glück, nach dem er sich sehnt: „Ich habe mich ziemlich eingesperrt gefühlt. Mir wurde bewusst, ich verkaufe mit diesen Filmen Dinge, an die die Menschen selbst nicht glauben.“ Zunehmend zweifelt er am Sinn seiner Arbeit. Er hat das Gefühl, selbst im falschen Film zu sein, kann nicht mehr seinem Herzen folgen.
„Diese innere Zerrissenheit als Medienproduzent hat mich in ein tiefes Burn-out geführt. Ich konnte nur noch heulen und schlafen.“ Er zieht total erschöpft zurück zu seinen Eltern nach Marburg. „In dieser Krisenzeit habe ich das Solo-Waldbaden entdeckt, ohne den Namen zu kennen. Ich war zwei Monate tagelang allein draußen im Wald. Die Zeit in der Natur hat mir so gutgetan, auch wenn ich das Wort Waldbad noch nicht kannte. Aus heutiger Sicht saß ich mitten in der Lösung, auch wenn ich es nicht gemerkt habe.“
Seit fünf Jahren bildet Thomas gemeinsam mit Ilona in den Wäldern rund um den Gutshof Waldbademeister aus. „Ich freue mich immer wieder über das perplexe Gesicht von Teilnehmern, wenn sie erkennen: Waldbademeister sein ist einfach. Es geht nicht um Leistung, sondern um Sein. Ich muss keine Rolle spielen, keine Leistung bringen, sondern darf einfach ich selbst sein.“ Der 35-Jährige lacht und trinkt einen Schluck Grüntee: „Als Student habe ich mir gewünscht: Wie wäre es, wenn ich einfach in der Hängematte liegen und damit Geld verdienen könnte?
Genau dieser Traum ist bei mir in Erfüllung gegangen und auch bei etlichen Kursteilnehmern, die Waldbaden anbieten. Besonders glücklich macht es mich, wenn die Teilnehmer ihren authentischen Weg finden und sich ihr eigenes Profil entwickelt. Plötzlich ist es rund und sie strahlen. Dieses innere Strahlen wirkt sehr anziehend. Man könnte sagen, glücklich sein ist in einer chronisch gestressten Gesellschaft ein Alleinstellungsmerkmal.“
Musikkompositionen im Wald
Thomas Bröker ist seit 2018 mit Anna verheiratet. Die beiden verbindet eine große Liebe zur Kreativität. Er komponiert sehr gern – am liebsten mit mobilem Tonstudio im Wald. Das Waldbaden ist tief in sein Leben integriert. Er bietet für Selbstständige und Unternehmer auch Online-Beratungen im Wald an. Sein Highlight ist Führungskräfte-Coaching in der Natur: „Was wäre, wenn ich meinen Beruf in die Natur verlagere und bei der Arbeit selbst etwas für die Gesundheitsfürsorge tue?“ Thomas ermutigt seine Business-Kunden, ihren Teamtag im Wald statt in einer Flughafen-Lounge zu verbringen.
Zum Schluss erzählt er von einer Lehrerin, die nach ihrer Ausbildung zur Waldbademeisterin zu einem Pilotprojekt eingeladen wurde. Sie hat über ein Jahr lang eine 9. Klasse in Mathe und Deutsch im Wald unterrichtet: „Zuerst gab es viele Bedenken der Eltern: Hilfe, bringt das was? Schnell haben die Eltern gemerkt, mein Kind ist ausgeglichener. Die Lehrer entdeckten, dass die Schüler konzentrierter dabei sind, und die schulischen Leistungen waren so viel besser, dass das Projekt verlängert wird.“
Als Botschafter für Waldgesundheit klingt Thomas Bröker überzeugend: „Ich beobachte, dass psychische Krankheiten immer mehr zunehmen. Immer mehr Menschen verlieren den Kontakt zu sich selbst. Beim Waldbaden kann man nicht nur Stress abbauen, sondern sich auch wieder mit sich selbst, dem eigenen Warum und dem Göttlichen verbinden. Was liegt näher, als mehr Zeit in der Natur zu verbringen und dadurch sowohl leistungsfähiger als auch glücklicher zu sein?“
Im April und Mai 2025 startet das nächste Seminar mit Thomas. Weitere Infos gibt es hier
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