Warum kreatives Schreiben glücklich macht

von | 17.10.2022 | Herzensräume

Haben Sie schon einmal eine Glückskurve gezeichnet? Eine Kurve die das emotionale Auf- und Ab in diesem Jahr anzeigt? Wann waren Sie in den letzten Monaten besonders glücklich? Bei mir sind es häufig die Stunden, in den ich Zeit zum kreativen Schreiben hatte.

kreatives Schreiben
Foto: shutterstock

Wie gut sorge ich für mein eigenes Glück?

Mein Jahr fing sehr gut an: Im Januar waren keine Seminare und ich hatte Zeit, um mich in meine kreative Schreibwerkstatt zurück zu ziehen. Nach wenigen Tagen hatte ich die Ideen für meinen neuen Roman gesammelt. Der Titel stand schon fest: Nach Herbstbeben und Winterzittern sollte nun der Frühlingsgrollen kommen.

An meiner Kreativwand direkt neben dem Computer hatte ich auf 70 bunte Zettel alle Ideen aufgeschrieben und dann geordnet. Jede Figur in meiner Geschichte hat ihre eigene Farbe. Grün steht für Kommissar Timo von Sternberg, Rosa für seine Romance Silja Grunewald. Das Blau ist für meinen Anti-Helden Jörg Möbius.

Fröhlich und gut gelaunt fing ich an zu schreiben. Die erste Szene, in der ein Mordfall gemeldet wird, sollte humorvoll sein: Timo versucht morgens zu duschen, wird aber ständig von Telefonaten aus der Wanne geholt. Alle wollen was von ihm, doch er will eigentlich nur seine Ruhe, um sein geplantes Date mit Silja vorzubereiten.

Kreativität braucht einen Rahmen

Besonders glücklich bin ich beim Schreiben, wenn ich morgens für einige Stunden ungestört bin. Als Autor versuche ich mir eine Woche freizuhalten, in der ich täglich von 9 bis 13 Uhr schreiben kann. Nachmittags erledige ich dann normale Büroarbeiten. Wenn das klappt, schaffe ich es in acht Wochen einen Roman zu verfassen. Doch dieses Mal war alles anders.

Ende Februar spitzte sich die Krise in der Ukraine zu und ich konnte nicht mehr kreativ sein. Die schlechten Nachrichten, die täglich hereinkamen, blockierten mich. Ich musste meine tägliche Kreativzeit abbrechen. Es ging einfach nicht. Die Blockade dauerte Wochen Erst im Mai hatte ich wieder die kreative Muse, um weiterzuschreiten.

Doch es dauerte Tage, um wieder in den Fluss zu kommen. Die monatelange Pause war so einschneidend, dass mein Schreiben erst zögerlich wieder in Bewegung kam. Diese Erfahrung hat mir sehr geholfen, auch das emotionale Auf und Ab als etwas sehr organisches zu begreifen. Wie in der Landwirtschaft gibt es saisonale Schwankungen. Das muss ich akzeptieren. Es macht wenig Sinn, wenn ich mich dagegen wehre.

Zeichnen Sie die Kurve Ihres Lebens

Bei Cornelia Funke, der bekannten Bestseller-Autorin habe ich eine sehr persönliche Anleitung gefunden. Sie hat eine Glückskurve gezeichnet, die in mehren Farben die einzelnen Lebensbereiche illustriert. Im Laufe der Jahre gehen diese Kurven immer wieder hoch und runter. Besonders deutlich wird es an der Reise-Kurve ihres Lebens: Sie bricht wie bei Millionen von Menschen im Jahr 2020 komplett ab.

Dagegen stieg während Corona bei ihr die kreative Kurve. Statt zu reisen und Lesungen zu halten, konnte sie mehr schreiben. Diese kreative Zeit erhöhte trotz der Pandemie auch ihr Glück.

Wenn ich meine eigene Kurve zeichne, wird deutlich, dass ich von Ende Februar bis April eine kreative Talfahrt hatte. Doch seit Mai geht es aufwärts und meine Kreativität ist wieder mit neuer Energie zurück gekehrt. Ich bin sehr glücklich, dass mein neuer Roman doch noch rechtzeitig vor der Buchmesse fertig geworden ist.

Fast jede Woche habe ich Lesungen und dieser direkte Kontakt erhöht mein Glück – vor allem dann, wenn die ersten Leser mir dankbare Rückmeldungen geben. Am Samstag schrieb eine Leserin auf Facebook: „Tolles Buch, immer weiterschreiben bitte!“

www.nordhessenkrimi.de

Planen Sie Ihre kreativen Zeiten

Ich lade Sie ein: Planen Sie in diesem Herbst Ihre kreativen Zeiten. Reduzieren Sie die Medienkanäle auf ein Minimum und nutzen Sie die dadurch frei gewordene Zeit. Starten Sie mit einer Liste der Dinge, die Sie glücklich machen: Ein Museumsbesuch, ein Tanzkurs oder eine kreative halbe Stunde am Samstagmorgen.

Wenn Sie sich die Zeit nicht aktiv einplanen, um kreativ zu sein, wird sie von anderen sehr schnell gefüllt. Schreiben Sie auf, welche kreativen Träume schon seit langer Zeit auf Erfüllung warten. Ich habe meiner Frau gestern nachmittag erzählt, dass ich zu meinem Geburtstag im nächsten Jahr eine Fotoausstellung plane. Mit 25 Bildern, die ich in den letzten Jahren aufgenommen habe, möchte ich starten und dazu einige Freunde einladen.

Kreativität braucht eine Musterunterbrechung. Etwas Neues ausprobieren. Eine Ausdrucksform, für die ich mir bislang keine Zeit genommen habe, aber schon lange mal ausprobieren will. Ich bin sehr gespannt, auf welche Ideen Sie dabei kommen. Vielleicht starten Sie auch mit Ihrem ersten Buch?


Rainer Wälde

Rainer Wälde liebt es, durch Filme, Bücher und Vorträge seine Zuhörer in ihrer Originalität zu ermutigen.
In seinem wöchentlichen Blog erzählt er ihre Geschichten.

www.rainerwaelde.de

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