Von der Socke bis zur Locke – Kleidung und das wahre Ich

von | 12.11.2018 | Allgemein, Personality Stylist | 1 Kommentar

Mir gegenüber sitzt Sergej, ein untersetzter kleinerer Mann, den ich auf Mitte 50 schätze. Mit einem leichten Schmunzeln im rötlichen Gesicht erklärt er mir in gebrochenem Deutsch, dass er aus dem ostsibirischen Bergland stammt und erst vor eineinhalb Jahren nach Deutschland kam.

Foto: Shutterstock

„Hauptsache warm!“

Sergej ist auf der Suche nach Arbeit, damit er Essen für seine Familie kaufen kann, wie er erklärt. Wir begegnen uns in einem Bewerbertraining eines öffentlichen Bildungsträgers, wo er in meinem Kurs viele Inputs bekommen hat, wie man ein Bewerbungsgespräch vorbereitet, was man dort für Kleidung tragen kann und wie man beim neuen Arbeitgeber einen guten Eindruck hinterlassen kann. Als Feedback spricht er einen Satz, der mir noch lange im Gedächtnis haftet: „Ich habe mir noch nie so viele Gedanken um Kleider gemacht. Hauptsache warm!“

Ist Kleidung überbewertet?

Als Farb- und Stilberaterin ist es meine Leidenschaft, Menschen zu beraten, wie sie sich typgerecht kleiden können, damit sie sich rund herum wohl in ihrer zweiten Haut fühlen. Sergej hingegen braucht nicht viel, Hauptsache warm.

Das ist schon ein Einwand, über den ich nachdenke. Ist Kleidung eigentlich so überbewertet? So oberflächlich? Menschen machen sich so viele Gedanken um ihr Outfit, dass da riesengroße Branchen sich eine goldene Nase dran verdienen. In jeder Saison gibt es neue Ware, neue Trendfarben, neue Schnitte, die die Kleidung vom letzten Jahr sowas von altmodisch erscheinen lassen.

In den großen Städten gibt es richtige Modetempel, in denen die Kundschaft den Trends hinterher hetzt. Und ganz interessant ist es mit anzusehen, wenn große Kleidungshäuser die Türen zum Schlussverkauf öffnen und eine große Menschenmasse hinein quillt und sich um die besten Schnäppchen schlägt.

Es gibt Wichtigeres im Leben

Das ist hier die Frage, ob es denn nicht viel Wichtigeres im Leben gibt als die Klamottenfrage? Natürlich gibt es das, aber interessant ist, dass sich seit Menschengedenken alle menschlichen Wesen mit der Frage beschäftigen, was ziehe ich an? Wie drücke ich mich aus? Wie wirke ich imposant? Wie kann ich Eindruck schinden?

Klar, Kleidung ist hauptsächliche zum Schutz gedacht, gerade in Regionen der Welt, wo man sich gegen Kälte, Hitze, Staub oder Nässe schützen muss. Aber das Thema Kleidung geht tiefer. Kleidung ist mehr als nur Schutz vor Wetter. Natürlich können auch hier Übertreibungen auftauchen, dass sich nur noch alles um Kleidung, Frisur und Make Up dreht oder das ganze dann in einem Kaufzwang endet. Das meine ich nicht, denn man kann durch Maßlosigkeit bei jedem Thema auf der anderen Seit vom Pferd runter fallen.

Schmücken mit fremden Federn

Kleidung hat ganz viel mit Identität, mit dem Ich-selbst-sein zu tun. Auch bei Naturvölkern, wo keine Kleidung getragen wird, schmückt man sich mit fremden Federn, Körperbemalungen oder Schmuck jeglicher Art, um sich selbst auszudrücken. Und was mich besonders fesselt ist die Tatsache, dass selbst in der Bibel auf den ersten Seiten über ein Klamottenproblem berichtet wird.

Als Adam und Eva im Paradies von der Frucht gekostet hatten, die sie lieber nicht wählen sollten, erkennen sie auf einmal, dass sie nackt sind. Das war vorher völlig unbedeutend, jetzt aber ist es ihnen total unangenehm und sie verstecken sich. Und jetzt kommt Gott und gibt ihnen ungefragt Kleidung zum anziehen.

Er hat ohne Worte erkannt, dass sie jetzt Kleidung brauchen, gibt ihnen und sorgt für sie. Er gibt ihnen Felle als Kleidung. Und wissen Sie, was das bedeutet, dass sie Fellkleidung bekommen?
Für ein Fell muss ein Tier sterben. Gott nimmt das menschliche Klamottenproblem ernst und lässt es sich sogar viel kosten. Das macht mich froh und sicher, dass ich meinem Gott auch meine Figur- oder Outfitprobleme erzählen kann und bei ihm ein offenes Ohr finde.

Kleidung betrifft unser Wesen und unser Sein

Kleidung ist mehr als nur außen. Das erlebe ich in jeder Beratung, denn wir Menschen brauchen auch die Kleidung, um uns auszudrücken, um uns selbst zu finden.
Kleidung spricht und verrät viel über einen Menschen. Deswegen macht es mir so viel Freude, Menschen zu helfen, dass Innen mit dem Außen abzustimmen und zu erleben, dass meine Kunden mit ihrem Innen ins Reine kommen. Dann wirken sie authentisch und echt.

Und mit solchen Menschen, die sich nicht verstellen oder verkleiden, hat man gerne zu tun.

Haben Sie schon den äußeren Ausdruck Ihres Inneren gefunden oder abgestimmt?
Sehr gerne helfe ich Ihnen dabei, sich selbst zu entdecken und sich in Kleidung sicher und authentisch zu fühlen.

Herzlichst, Ihre Marion Ising


Marion Ising

Marion Ising ist seit 2005 Personality Stylistin und zertifizierte Kniggetrainerin.
Sie berät mit viel Herzblut Menschen, die ihren privaten und Business-Auftritt optimieren und ihr volles Potential entfalten möchten.
„Entdecken Sie mit mir die Geheimnisse von Color und Style.“

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1 Kommentar

  1. Grandios durchdacht und geschrieben, liebe Marion. 🙂