Knigge Ausbildung: Die Queen plädiert für mehr Respekt

von | 28.01.2019 | Knigge

Ganz aktuell hat sich Queen Elisabeth II für mehr Respekt in der Gesellschaft eingesetzt. Am Donnerstag sprach sie in Norfolk über die zentralen Werte, die zu jeder Knigge Ausbildung gehören.

Knigge Ausbildung

Foto: shutterstock

Ein gewichtiges Wort der Königin

In ihrer Rede sagte die Königin: „Der fortgesetzte Akzent auf Geduld, Freundschaft, eine starke Gemeinschaft, und wie man die Bedürfnisse auch anderer in Betracht zieht, sind heute so wichtig…“ Ganz offensichtlich reagiert die Queen damit auf die Kontroversen, die derzeit um den Brexit geführt werden.

Als Knigge Experte finde ich sehr spannend, was Elisabeth II über die nächste Generation sagte: „Während wir in der Moderne nach neuen Antworten suchen, ziehe ich für meinen Teil die bewährten Rezepte vor wie freundlich voneinander reden.“

Damit spricht die Queen einen zentralen Punkt an, der auch in jeder Knigge Ausbildung eine wichtige Rolle spielt: Unsere Umgangsformen sind immer ein Ausdruck unserer Werte. Nach meiner Beobachtung ärgern wir uns immer dann über das Verhalten eines anderen Mensch, wenn dieser einen unserer zentralen Werte verletzt.

Wie reden wir übereinander?

Um das Beispiel der Königin weiterzuführen: Wenn wir bei einer Geburtstagsfeier mit anderen Gästen zusammentreffen, sind wir sicherlich irritiert, wenn unser Gegenüber negativ über den Gastgeber oder seine Ehefrau spricht. Das ist für die meisten von uns ein Tabubruch, weil damit der Wert gegenseitiger Wertschätzung gebrochen wird.

Gerade in Seminaren bekomme ich häufig fragende Blicke: Wie soll ich mit einem derartigen Tabubruch umgehen? Nach meiner Ansicht ist hier Zivilcourage angebracht. Als Gast können Sie erwidern: „Ich kenne den Gastgeber seit Jahren und habe ganz andere Erfahrungen gemacht. Im übrigen finde ich es nicht wertschätzend, negativ über das Geburtstagskind zu sprechen!“

Niemals das größere Bild aus den Augen verlieren

In Norfolk hat Königin Elisabeth letzte Woche noch einen weiteren Satz gesagt, den ich bemerkenswert finde: „Respekt für unterschiedliche Standpunkte, zusammenkommen, um eine gemeinsame Basis zu finden, und niemals das größere Bild aus den Augen verlieren.“

Angesichts der gesellschaftlichen Differenzen, die in Großbritannien rund um den Brexit entstanden sind, passt diese klare Ansage der Queen sehr gut. Doch ich glaube, ihre Mahnung hat auch für uns in Deutschland eine Bedeutung.

Als Gemeinschaft von 83 Millionen Bürgern kommt es darauf an, dass wir in der Bundesrepublik das „größere Bild“ im Blick behalten: Über Jahrhunderte waren dies die christlich-jüdischen Werte, die das Fundament unserer Gesellschaft gebildet haben.

Welche Werte verbinden unsere Gesellschaft?

Zu diesem Werte-Fundament zählen die 10 Gebote als Anleitung für ein gelingendes Miteinander. Auch die Empfehlungen, die Jesus in seiner berühmten Bergpredigt gegeben hat, zählen zu diesem Wertekanon, der bis heute für Millionen von Menschen eine Richtschnur bildet.

Besonders bekannt ist die Empfehlung, die als „Goldene Regel“ gilt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Eigentlich eine klare Sache und doch manchen fällt es im Alltag schwer, diesen Respekt aufzubringen, weil dieser zunehmend von Egoismus geprägt ist: „ICH, mir, meiner, mir“.

Knigge Ausbildung ist Herzensbildung

Während die Queen das schlechte Benehmen ihrer Landsleute thematisiert, glaube ich, dass es vorrangig um eine Herzensbildung geht. Bereits Adolph Knigge plädierte nicht für starre Etikette-Regeln, sondern für eine Erziehung des Herzens.

In seinem berühmten Buch „Über den Umgang mit Menschen“ hat er den Finger in die Wunde der damaligen Gesellschaft gelegt und Überheblichkeit und Standesdünkel angeprangert.

Viele Seminarteilnehmer sind überrascht, wenn ich Ihnen Mut mache, in bestimmten Situationen auch Etikette-Regeln zu brechen. Mein Credo: Es geht bei Knigge nicht um richtig oder falsch oder eine andere Form von Rechthaberei. Vielmehr geht es darum, meinem Mitmenschen auf Augenhöhe mit Wertschätzung und Respekt zu begegnen.

Wer dagegen steif und abgehoben eine überholte Form von Etikette lebt, dass man den Eindruck hat, beim ihm würde noch der Kleiderbügel im Sakko stecken, ist aus der Zeit gefallen.

Umgangsformen mit Herz und Verstand

Gefragt sind Menschen, die mit Herz und Verstand eine neue Form von sozialer Intelligenz leben: Auf der einen Seite die gesellschaftlichen Konventionen kennen, gleichzeitig spielerisch und leicht auch mit der Etikette umgehen.

Es gibt nach meiner Beobachtung sehr viele Situationen, in denen die Etikette eher hinderlich ist und eine authentische Beziehung von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch verhindert. Auf diesem Hintergrund ist jede Knigge Ausbildung für mich immer eine Herzensschule.

Für den Start ist Etikette-Wissen hilfreich, doch die Meisterschaft beginnt in dem Moment, wenn ich selbstsicher genug bin, manche Regel außen vor zu lassen um mich ganz auf mein Gegenüber einzustellen.

 

Falls Sie dieser Ansatz interessiert, lade ich Sie gerne zu meiner nächsten Knigge Ausbildung im April 2019 ein. Die neue Seminarbroschüre finden Sie hier.

 


Rainer Wälde

Rainer Wälde liebt es, durch Filme, Bücher und Vorträge seine Zuhörer in ihrer Originalität zu ermutigen.
In seinem wöchentlichen Blog erzählt er ihre Geschichten.

www.rainerwaelde.de

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