Masterclass Sound & Music

Tonqualität und Klangwelten 

Last Lecture mit Professor Hans Beller

Das folgenden Angebot zur Gestaltung, Ästhetik und Dramaturgie für Sound und Musik, von Tonqualität, und Klangwelten, ist als Reflexion vorhandener Basiskenntnisse gedacht und bezieht Position zum state of the art von aktueller audiovisueller Gestaltung in Film und Fernsehen. D. h. hier wird anschaulich gezeigt und zum Hören gebracht, was sich in den letzten Jahrzehnten an kreativer auditiver Entwicklungen in Film- und Fernsehen getan hat. Denn der digital turn hat insbesondere die Tonqualität (neue Aufnahmetechniken, Vielzahl von Tonspuren, Vorabmischungen etc.) im nonfiktionalen Bereich erweitert und audiovisuell neues Terrain erschlossen. Bei diesem Training geht es mehr um soft skills als um technical operations. Also kein bloßes Technikseminar, sondern auch inhaltliche Intention und musikalisch emotionale Intuition spielen eine Rolle, beides soll hier thematisiert werden.

„Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“
Victor Hugo

Wir liefern Kriterien für die Musikauswahl. Was passiert, wenn ich mich im faktischen Bereich von den Originaltönen frei mache? Welche ethischen Fragen tauchen bei der Emotionalisierung auf? Welche Positionen nehmen die Puristen ein, welche die Experimentierer? Wie beeinflusst Tongestaltung die Intention? Verlangen neue Inhalte neue Klangwelten? Was bedeuten auditive Freiheiten für die Glaubwürdigkeit?

Das kann zu kontroversen Diskussionen führen, die hier produktiv genutzt werden. Durch die kreative Auflockerung gängiger Produktionsmethoden kann auch Fernseharbeit wieder frei für Entdeckungen und Ausprobieren werden, wie es jede Industrie verlangt. Die Teilnehmer können Alternativen zu den eingeschliffenen Gestaltungsgewohnheiten kennenlernen und anschließend souverän über einen Pool aus den hier angebotenen gestalterischen Methoden und Modellen im Bild-Tonbereich verfügen.

Ton-Klang-Seminar

Das Ton-Klang-Seminar mit seinen Modulen bedient sich abwechslungsreicher kleiner Fallstudien, die aus prägnanten audiovisuellen Sequenzbeispielen bestehen und die einen praktischen Transfer ermöglichen. Sowohl Fernsehpraxis mit ihren Formaten als auch Spielfilmausschnitte werden hinzugezogen, damit die drei Tage vernetzt und kurzweilig vorübergehen. Wahrnehmungspsychologische Erkenntnisse werden anhand der Beispiele am konkreten Fall und nicht isoliert behandelt. Hinzu kommt die jeweilige Wirkungsanalyse der auditiven Mittel innerhalb  der Teilnehmergruppe, um wieder den unmittelbaren Blick und offene Ohren, den eigenen repräsentativer Zuschauer und Zuhörer in uns zu schulen und Impulse fürs Machen zu geben.

Die Inhalte (3 Tage)

Quelle und Referenz des Tones

 

  • Unterschied: Reproduktion und Repräsentation
  • Matrix der Bild-Tonbeziehung (syntop/synchron)
  • On-Töne, O-Ton/Off-Ton und Abbild (Kontinuität, Diskontinuität)
  • Synchronizität, asynchron, dissynchron
  • Diegetisch (source sound, Tonquelle im Bild), extradiegetisch (Tonquelle nicht im Bild)

Ton und Raumempfinden

 

  • Vordergrund/Hintergrund-Relation (Figur-Umwelt)
  • Nähe/Distanz und Lautstärke
  • Soundscape (topografische, regionale Zuordnung)
  • Zentripedale Kräfte des Tons (On: Fokussierung innerhalb des Bildes)
  • Zentrifugale Kräfte des Tons (Off: über das Bild hinaus)
  • eye follows ear (Orientierungsreflex)
  • Hall

Ton und Zeitempfinden

 

  • Historisierung
  • Zuordnung zu Epochen, Dekaden
  • Zeitmanipulation durch Vertonung:
  • Rhythmisierung (Timing, Pacing)
  • Dynamisierung
  • Verlangsamung
  • Groove
  • Pause

Dramaturgie und erzähltechnische Funktion des Tones

 

  • Fiktionale Tondramaturgie im Dokumentarfilm
  • Stereotypen und Klischee (Erwartungshaltung)
  • Emotionalisierung (Horror, Suspense, Thrill, Romance..)
  • Assoziationskraft und Vorstellungserweiterung
  • Key Sound
  • Die kalkuliert disharmonische Gestaltung
  • Toncollage
  • Stille

Bild und Musik

 

  • Fiktional / Nonfiktional
  • Konserve zum Bild
  • Komposition zum Bild
  • Bild nach Musik gestaltet (Montage nach Musik)
  • Ton und Musik nach Bild gestaltet (s.a. oben: Zeitmanipulation durch Vertonung)
  • Unification (M. Chion), Homogenisierungsfunktion der Musik (z.B. bei Montagesequenzen)
  • Underscoring im Gegensatz zu Kontrapunkt und Verfremdung
  • Mickey-Mousing (punktuelles Akzentuieren durch Töne und Geräusche)
  • Musique Concrete (Musik nicht nach Noten, sondern aus gesammelten Geräuschen etc.)
  • Vokal und Chor

Sprache als Ton

 

  • Dialog (on/off), Lippensynchron (Folgen der Übersetzung und Synchrese)
  • Kommentar (on/off) / Voice Over, die „Spreche“, Duktus und Tonlage der Sprache
  • Schreien, Flüstern
  • Sprache als Rhythmus
  • Beredtes Schweigen

Termine und Buchung

Master-Trainer

Professor Hans Beller

Absolvent der Hochschule für Fernsehen und Film München (Dokumentarfilm), Diplompsychologe (Diplomarbeit über Filmwahrnehmung). Seit über 30 Jahren Filmwissenschaft und Lehre, zahlreiche Artikel zur Filmgestaltung, Herausgeber u.a. von „Handbuch der Filmmontage“. Über 30 Jahre erfahrung als Regisseur und Autor von dokumentarischen Filmen und Fernsehbeiträgen. Praktische Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Fernsehformaten, Ländern, Milieus, mit historischen Themen und Portraits.

Mehrere Professuren seit 1991: z.B. Filmprofessur an der Hochschule für Gestaltung am ZKM in Karlsruhe, Professor für Fernsehpraxis an der Kunsthochschule für Medien KHM in Köln. Seit 1991 Dozent an der Filmakademie Baden-Württemberg GmbH in Ludwigsburg, dort seit 2007 Professor im Bereich Filmanalyse, Filmgeschichte und Schnitt/Montage. Lehraufträge an allen großen deutschen Filmschulen.

Coach und Trainingspartner der unterschiedlichsten Fernsehanstalten: Al Jazeera (Katar), BR, Pro7Sat1, NDR, SR, SWR, WDR, ZDF, ORF Wien und der ARD.ZDF medienakademie

Seminarort