Das Duzen in unserer Gesellschaft nimmt zu. Auf sozialen Plattformen wie Twitter, Facebook, Xing, Youtube und Co. hat sich das informale „Du“ längst durchgesetzt. In der Werbesprache und am Arbeitsplatz ist dieser Trend ebenfalls zu erkennen. Wie gehen wir im Alltag sinnvoll damit um?

„Du“ vermittelt Vertrautheit, Nähe, emotionale Verbundenheit
Ich persönlich finde es schön, mit „Du“ angesprochen zu werden. Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass ich in Grenznähe zu Österreich beheimatet und aufgewachsen bin. Dort ticken die Uhren doch noch ein bisschen anders. Zudem bin ich mit einem Amerikaner verheiratet. Und im Englischen gibt es eben nur das „you“.
Tatsächlich macht dieses „Du“, mit dem ich selbst in den Geschäften der Alpenregion begrüßt werde, etwas mit mir: ich fühle mich auf besondere Weise willkommen und erkannt. Das „Du“ drückt Vertrautheit aus, schafft Nähe und emotionale Verbundenheit. Dies scheint mir gerade in unserer momentanen Welt gar nicht so verkehrt zu sein.
Besonders jetzt, wo wir durch die Notstandsgesetzgebung der Pandemie die Abstandsregeln zu beachten haben, sehnen wir uns nach Nähe. Wenn diese nicht körperlich, z. B. durch einen Handschlag bei der Begrüßung oder eine Umarmung ausgedrückt werden darf, dann braucht es andere Wege: verbale.
„Sie“ kommuniziert Respekt, Achtung und Distanz
Ein höfliches „Sie“ ist in unserem deutschen System mit zwei Anredepronomen immer noch die Standardanrede unter Erwachsenen. Ich glaube, das wird sich auch nicht so schnell ändern. Obwohl: ausschließen kann ich es natürlich nicht.
Mit einem „Sie“ wird dem Gegenüber Respekt und Achtung vermittelt. Siezen wirkt auf der anderen Seite aber auch distanziert, unpersönlich und sachlich. Durch die derzeitige Beschränkung des Körperkontaktes, sowie das Tragen des Mund-Nasen-Schutzes wird diese Distanz sogar noch verstärkt.
Woran können wir uns nun orientieren? Wer darf wem das „Du“ anbieten? Glücklicherweise gibt es einige Grundsätze, die uns in diesem Bereich das Leben erleichtern. Und diese sind nicht einmal kompliziert:
Vom „Sie“ zum „Du“ – aber wie?
Ein „Du“ anbieten funktioniert ähnlich wie beim Händereichen. Am Arbeitsplatz entscheidet darüber die Hierarchie: Der Ranghöhere bietet dem Rangniederen das „Du“ an. Bei gleichrangigen Kollegen sowie im privaten Bereich zählt das Alter: Die ältere Person spricht der jüngeren das Duzangebot aus.
Aber Achtung: Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle mehr. Heutzutage ist es eben nicht mehr üblich, dass die Dame beim Duzen den ersten Schritt macht. Diese Meinung ist leider noch weit verbreitet, wie ich selber in meinem Hotel erlebt habe.
Mein langjähriger Gast, mit dem ich oft Gespräche an der Rezeption führte, bot mir einfach nie das „Du“ an. Eines Abends ergab es sich, dass wir uns genau über dieses Thema unterhielten. Er war der Auffassung, dass ich als Dame ihm das „Du“ anbieten müsste. Doch als Knigge-Trainerin weiß ich nur zu gut: Der Gast, wie auch der Kunde ist immer der König. Er entscheidet, wann er zum „Du“ übergehen möchte.
Ich wünsche Ihnen das nötige Fingerspitzengefühl, dass Sie trotz physischer Distanz Ihren Mitmenschen verbal näherkommen – ob durch ein persönliches „Du“ oder ein höfliches „Sie“. Und wenn Fragen auftauchen, rufen Sie doch einfach in der Gutshof Akademie an. Wir haben viele Experten in Sachen Umgangsformen, die Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
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