Kleiner Wein Knigge – werden Sie zum Experten

von | 19.09.2022 | Allgemein

Ich blicke aus dem Fenster meines Arbeitszimmers und sehe die prächtigen, prall gefüllten Weintrauben. Unweigerlich denke ich an ein Glas Wein. Wobei ich Wein eigentlich nie getrunken hatte, bis ich meine vier Schwägerinnen in Kalifornien kennenlernte. Sie nahmen mich bei jedem Besuch mit auf Weinprobe. Dabei konnte ich so manches Wissen mit ihnen teilen. Vielleicht ist ein kleiner Wein Knigge zur Auffrischung auch für Sie ganz gut, um bei Ihrem nächsten Dinner zu glänzen.

Wein Knigge
Foto: shutterstock

Kennen Sie die Aufgaben des Gastgebers in Bezug auf Wein?

Die nach den Vorlieben der Gäste ausgesuchte Weinflasche zu öffnen, ist Aufgabe des Gastgebers und soll zu Tisch bei Anwesenheit der Gäste erfolgen. Wenn Sie den Korkenzieher nicht ganz durch den Korken drehen, bleiben keine unbeliebten Korkenstückchen im Wein zurück. Den Korken sollten Sie schnell und sachte und ohne den bekannten „Plop“ ziehen. Es heißt unter Kennern, dass sich der Wein dabei „erschrickt“. Dies geht zu Lasten des Aromas.

Eine weitere Obliegenheit des Gastgebers ist es, den Wein einzuschenken. Dies sollte der Gast nie selbst machen. Auch hier können Sie sich als Experte outen: Ein Weinglas wird höchstens zu einem Drittel gefüllt. Verwenden Sie ein voluminöses Rotweinglas, sogar nur bis zu einem Viertel. Setzen Sie dabei die Flasche beim Eingießen nie am Glas auf. Zelebrieren Sie diese Handlung und gießen Sie langsam und vorsichtig ein. Somit kann sich das Bouquet des Weines besser entfalten.

Ehrensache für den, der einlädt ist es, als erster sein Glas zu erheben. Kennt der Gastgeber diese Regel nicht, sollte der älteste Herr der Runde dies übernehmen. Sonst sitzt jeder durstig vor seinem Glas und traut sich nicht zu trinken. Hat das Weinglas einen Stiel, halten Sie es auch am Stiel, niemals am Kelch. Jeder noch so saubere Finger hinterlässt Fettspuren auf dem Glas. Diese sind nicht sehr schön anzusehen. Zudem wird die Wärme der Finger auf den Wein übertragen und er schmeckt nicht mehr so gut. Anstoßen mit der Hand am Kelch funktioniert zudem auch nicht wirklich.

Wein Knigge: Ist Anstoßen in oder out?

Vor ein paar Jahren waren alte Bekannte bei uns zu Gast. Wir saßen auf der Couch, ich brachte eine Flasche Wein und wollte mit ihnen anstoßen. Doch sie sagten, dass dies veraltet sei. Ihr Sohn hatte eine Weiterbildung zum Sommelier gemacht und ihnen verraten, dass man sich mit einem Glas Wein nur noch in die Augen blicken und sich zunicken würde.

Für mich ist es eine sehr schöne Tradition, mit Weingläsern anzustoßen. Unsere hochwertigen Kristallgläser klingen dabei herrlich. Dies zu hören, freut mich jedes Mal ausgesprochen. Da wäre es wirklich bedauerlich, wenn ich mir diese kleine Freude nicht gönnen würde, nur, weil es offiziell nicht mehr in Mode sein soll. Irgendwie verbindet dieser Akt des Anstoßens, so wie das Handreichen zur Begrüßung mehr verbindet, als sich nur mündlich zu grüßen.

In kleiner und privater Runde finde ich es zweifellos angebracht, die Weingläser mit einem kleinen Stoß zum Klingen zu bringen. Bei offiziellen Anlässen, großen und formellen Essen mit vielen Menschen oder im geschäftlichen Umfeld ist es andererseits passender, darauf zu verzichten. Hier schlage ich, wie dieser frisch gebackene Sommelier vor, das Glas zu heben, jedem freundlich in die Augen zu sehen und zuzunicken.

Wein mit allen Sinnen genießen

Dann geht es ans Trinken. Niemals auf ex und runter. Wein wird nicht gegen Durst getrunken. Wein ist zum Genießen da. Schluck für Schluck. Wenn Sie zum Trinken ansetzen, atmen Sie am besten tief ein, um den Duft des ausgereiften Weines im Glas zu riechen. Nehmen Sie einen kleinen Schluck und lassen Sie diesen einen Moment im Mund. Saugen Sie ein bisschen Luft dazu. Sie werden merken, wie sehr sich das Aroma dadurch entfaltet.

Bevor ich mein Glas wieder abstelle, sehe ich meinem Gegenüber nochmals in die Augen, lächle und nicke zu. Das ist doch eine schöne Förmlichkeit. Sie bringen damit Wertschätzung dem anderen und auch dem edlen Tropfen gegenüber zum Ausdruck. Und es macht auch etwas mit uns. Probieren Sie es aus. Sie werden merken, wie sich Ihr Gemüt hebt. Genießen Sie Ihr Glas Wein mit allen Sinnen.

In Kalifornien sind die Umgangsformen generell lockerer als bei uns. Das heißt aber nicht, dass ich mich drüben gehen lassen muss. Auch dort kann ich mit Stil Wein trinken. Es ist nur von Vorteil, wenn wir die Regeln kennen und diese auch einüben. Eines Tages werden wir sie brauchen und können mit unserem Wissen und Tun glänzen. Es lohnt sich. Zum Wohl.

PS: Falls Sie das Thema Umgangsformen gerne selbst anderen Menschen vermitteln möchten: Am 13. Oktober startet die nächste Ausbildung zum Lizenzierten Knigge Trainer


Glaudia Chestnut

Glaudia Chestnut hat an der Gutshof Akademie die Ausbildung zum Personal Image Coach (IHK), zur zertifizierten Knigge-Trainerin sowie Wohnberaterin abgeschlossen. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie das Hotel Inspiration im südostbayerischen Tittmoning. Nach ihrem Motto: manifest your best! unterstützt sie Menschen, sich professionell zu präsentieren.

www.glaudiachestnut.com

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