Nehmen Sie Ihre Wechseljahre doch mal wörtlich

von | 25.05.2020 | Biografie

Stecken Sie mitten drin, haben Sie sie schon durch oder stehen Sie noch davor? Die Wechseljahre können, schon allein physisch, eine große Herausforderung darstellen. Doch das, was den Männern in ihrer Midlife Crisis zugestanden wird, wird bei den Frauen leider immer noch häufig unter den Teppich gekehrt. Das passt nicht zum häufig noch vorhandenen braven, angepassten Image der Frau. Gemeint ist die innere Unzufriedenheit, der Wunsch nach Veränderung und der Frage, wie die zweite Lebenshälfte gestaltet werden kann. Meine Empfehlung: Gönnen Sie Ihrem ICH doch ganz bewusst und aktiv einen Wechsel.

Foto: Shutterstock

Es ist unser Lebensgefühl

Können Sie Menschen aufgrund ihres Aussehens gut von ihrem Alter einschätzen? Oder sind Sie auch manchmal überrascht, wie bei genauerem Hinsehen Ihre anfängliche Einschätzung doch ziemlich daneben lag? Da gibt es einen grauen Haarschopf und dahinter verbirgt sich eine junge Frau, die sich diese Haarfarbe mit Begeisterung und voller Absicht angetan hat, was ihr zudem noch ausgesprochen gut steht. Dann wiederum gibt es dieses verblasste Äußere in Outfit, Frisur, sogar Haltung, das mit seiner Aktualität vielleicht auf die ältere Generation schließen lassen könnte, doch deren Trägerin bei genauerem Hinsehen vielleicht höchstens Anfang 40 zu sein scheint.

Außer dem äußeren Erscheinungsbild, das unser geschätztes Alter beeinflusst, ist es aber vor allem auch diese gewisse Ausstrahlung, ein Vorhandensein von Dynamik, Präsenz und positiver Selbsteinschätzung. Es ist unser Lebensgefühl.

Was sagt Ihnen Ihr Resümee?

Wenn sich die Wechseljahre bemerkbar machen, können Sie sich entscheiden zu akzeptieren, dass Sie die Lebensmitte überschritten haben und sich langsam auf die Ruhebank begeben. Oder Sie sehen es als Chance, auch Ihre zweite Lebenshälfte aktiv in die Hand zu nehmen.

Was hat für Sie bis jetzt die Dynamik in Ihrem Leben ausgemacht? War es der Beruf, die Erziehung der Kinder oder die Bewältigung von beidem? Zudem ein Ehrenamt in Kirche, Schule oder Politik? Sind Sie dankbar für das, was bisher in Ihrem Leben passiert ist? Wie Sie sich auch persönlich weiterentwickeln haben? Klopfen Sie sich beim Blick zurück auch manchmal selbst anerkennend auf die Schulter oder sind Sie eher unzufrieden, weil nicht alles perfekt gelaufen ist? (Wir Frauen können das leider nur zu gut.)

Seien Sie einmal richtig ehrlich mit Ihrem IST. Schicken Sie den inneren Kritiker vor die Tür und schreiben Sie auf, was Sie geleistet und erreicht haben, was sich alles um Sie herum geändert hat und wie Sie das Ganze bewerkstelligt haben. Sie werden erstaunt sein, was hier zusammenkommt, wenn Sie genau hinschauen. Nehmen Sie sich diese Zeit und lesen Sie anschließend das Ergebnis aufmerksam durch. 

Worüber freuen Sie sich, worauf sind Sie stolz? Worin erkennen Sie Ihre Stärken? Welche Hürden haben Sie gemeistert und wie? Wo haben Sie gute Entscheidungen getroffen?

Was ist nicht so gut gelaufen? Wo haben Sie vielleicht zu viel zurückgesteckt oder auch zu viel gegeben? Welche Ziele und Wünsche konnten verwirklicht werden und welche sind auf der Strecke geblieben?

Wechseljahre als Chance

Wenn Sie eine Liste erstellen sollten, worin Sie Ihre Liebe und Zeit investiert haben, was würde darauf stehen? An oberster Stelle vielleicht die Kinder, doch die sind nun groß und selbstständiger geworden oder sogar schon aus dem Haus. Ihre Partnerschaft ist im ruhigen Fahrwasser angekommen oder vielleicht auch beendet. Auf der beruflichen Leiter ist vermutlich ein gewisses Plateau erreicht. 

Doch an welcher Stelle Ihrer Liste würden Sie selbst eigentlich auftauchen? Die Wechseljahre sind für Sie jetzt die Chance, sich ernster zu nehmen und auf Ihrer Prioritätenliste ganz weit nach oben zu rücken. 

Nehmen Sie sich einmal ein Maßband. Vielleicht haben Sie noch eines aus Papier zu Hause irgendwo liegen. Gehen Sie den Zahlenstrang entlang bis Sie auf Ihr Alter treffen. Hier dürfen Sie den Teil mit den niedrigeren Zahlen abschneiden.
Laut de.statista.com beträgt das Durchschnittsalter von Frauen in Deutschland derzeit rund 84 Jahre. Hier dürfen Sie wieder alles abschneiden, was darüber liegt. Was Sie nun in Händen halten ist die Zeit, die Ihnen durchschnittlich und statistisch gesehen noch zum Leben bleibt. 

Eine sehr deutliche Aussage, finden Sie auch?

Also werfen Sie einen Blick zurück und den nächsten nach vorne: Was darf so bleiben, was darf sich verändern und von was möchten Sie sich auch ganz konkret verabschieden? Vielleicht gibt es Träume, aus denen Sie herausgewachsen sind oder bei denen klar ist, dass Sie ganz praktisch nicht mehr umzusetzen sind. Aber bleiben Sie auch mutig und überlegen Sie sich, für was sich eine Anstrengung, ein Schritt aus der Komfortzone heraus lohnen würde. Bleiben Sie nicht im gleichen Trott. Jetzt haben Sie die Möglichkeit, etwas zu ändern.

Die berühmte Löffelliste

Welche Ergebnisse sammeln Sie, wenn Sie Ihre Liste durchgehen? Was davon möchten Sie ganz konkret in Ihrer zweiten Lebenshälfte umsetzen und implementieren? 

Wichtig ist, dass Sie sich selbst dabei konkret im Fokus behalten. Lassen Sie sich nicht von den Wechseljahren irritieren oder ausbremsen, sondern nehmen Sie das Zepter in die Hand und gestalten Sie aktiv und selbstbewusst die vor Ihnen liegende Zeit.

Finden Sie die Dinge, die Ihnen guttun. Die Ihnen helfen, sich selbst wieder nah zu kommen und besser kennenzulernen. Sie werden staunen, wie wohl Sie sich mit Ihrem inneren Kern fühlen werden. Freuen Sie sich darauf, es ist eine wundervolle Erfahrung. (Wie die Autorin diesen Prozess erlebt hat, können Sie hier nachlesen).

Vielleicht wollen Sie dieser Veränderung auch im Außen Ausdruck verleihen: Haben Sie Ihre weibliche Seite neu an sich entdeckt? Wünsche Sie sich, Ihrer bewusst gewordenen Stärke mehr Sichtbarkeit zu geben? Oder möchten Sie Ihre kreative oder etwas verrückte Ader endlich zeigen? Tun Sie es. Sie werden merken, wieviel Energie das Ihrem Prozess verleihen wird. Sich wohl fühlen in der eigenen Haut, innen und außen, was kann es Schöneres geben?
Wenn Sie sich dabei Unterstützung wünschen, holen Sie sich Hilfe bei einer Freundin oder einer Image Coach.

Ihre Regeln

Sie können alles auf Ihre persönliche Löffelliste setzen. Ergänzen Sie die Liste ruhig auch noch mit Dingen, die Sie schon immer interessierten, sich bis jetzt aber nie die Zeit dafür genommen haben. Dabei ist es nicht wichtig, auf die berühmten 100 zu kommen. Viel wichtiger ist es, dass Sie Ihre Zeit, Ihr Leben nun nach Ihren Bedürfnissen, Maßstäben und Zielen gestalten. 

Dann wird es vielleicht auch schwierig, IHR wahres Alter zu erraten, weil Ihre Ausstrahlung, Ihre Körperspannung und Ihr Outfit so viel Dynamik und Lebendigkeit versprüht.

Ich wünsche Ihnen eine wunderbare zweite Lebenshälfte. Es ist Ihr Leben. Genießen Sie es.


Bettina Hertzler

Bettina Hertzler ist Absolventin der Gutshof Akademie.
Sie ist Personal-Image-Coach und systemisch-lösungsorientierte Beraterin.
Privatpersonen, Angestellte und Selbständige berät sie in Stilfragen und Persönlichkeitsentwicklung.

Ihr Motto: Entdecke und zeige, was in Dir steckt!

http://www.bettina-hertzler.de/

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