Modebewusst und trotzdem nachhaltig

von | 05.09.2022 | Personality Stylist

Nachhaltigkeit ist heute kein Schlagwort mehr für eine kleine Gruppe von Weltverbesserern. Wir alle begreifen die reale Notwendigkeit, der wir uns stellen müssen. Überrascht es Sie zu lesen, dass wir auch als modebewusste Menschen mit unserem Kleidungsverhalten einen maßgeblichen Beitrag zum Umweltschutz leisten können? Es gibt erstaunlich viele Möglichkeiten, wie wir hier nachhaltig handeln können.

Foto: shutterstock

Kopf und Verführungskunst

Hand aufs Herz – genießen Sie es nicht auch, bei schönem Wetter durch die Stadt zu bummeln, die Schaufester zu begutachten und sich von den Auslagen der Läden zum spontanen Kauf verführen zu lassen? Ein ausgefallenes Stück hier, ein passendes Teil zum Wetter dort, ein It- Piece pro Saison muss einfach sein und „bei diesem Schnäppchen kann man doch nicht Nein sagen“. Oder blättern Sie dafür lieber in Katalogen, durchforsten den aktuellen Mode- Newsletter und Instagram Stories für die neueste Inspiration und erhaschen wie zufällig einen attraktiven Rabatt Code eines angesagten Labels?

Egal was uns zum Kaufen verleitet, die Entscheidung fällen wir meistens nach den immer gleichen Kriterien. Dabei kursiert vermutlich auch irgendwo der Umweltgedanke bei uns im Kopf. Aber oft konkurriert er mit dem Verführungspotential der Bekleidungsindustrie, unserem Geldbeutel, unserer Bequemlichkeit oder weil uns einfach nicht bewusst ist, wie viele Möglichkeiten wir haben, unser Kleidungsverhalten nachhaltiger zu gestalten.

Wussten Sie es schon?

Schauen wir uns ein paar Fakten genauer an:
• In Deutschland verbraucht jeder im Durchschnitt 10-12 kg Textilien im Jahr, wovon ca. 90% aus Nicht-EU Länder stammen. Das bedeutet übrigens oft nicht nur eine weniger umweltschonende Produktion, sondern leider auch unfaire, teils unmenschliche Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen.
• 70% der Textilien bestehen aus synthetischen Fasern, was zu einer hohen Belastung von Mikroplastik führt, besonders auch in unseren Meeren.

• Für die Herstellung von 1 Kilogramm Baumwolle werden bis zu 8000 Liter Wasser verbraucht.
• Bei der Herstellung von 1 Kilogramm Textilien werden bis von 1 Kilogramm Chemikalien benötigt.
• Viele neue Textilien legen für ihren Verkauf eine Strecke von bis zu 20.000 km zurück.
• Für den Baumwolle-Anbau werden 25% der weltweit eingesetzten Pestizide verbraucht,
obwohl deren Anbaufläche nur 3% beträgt.
• Die Produktion eines T-Shirts aus Polyester produziert ein CO2-Volumen von ca. 1100
Luftballonen, bei einem Baumwoll-Shirt sind es ca. 420. Wolle verursacht schätzungsweise die doppelte Menge an CO2-Emissionen wie Kunstfasern.

Nachhaltigkeit kennt viele Wege

Das sind keine angenehmen Fakten. Vielleicht fühlen Sie sich jetzt aus unsicher, was Sie überhaupt noch in Bezug auf Kleidung und Umwelt „richtig“ machen können. Auch brauchen Sie jetzt nicht als erstes gleich nach Fair-Trade- und Biokleidung Ausschau zu halten, um hier Ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten. Zudem diese Kleidung vielleicht nicht unbedingt das abdeckt, was Sie sich für Ihr Outfit wünschen. Es gibt vielfältige Wege, wie Sie Nachhaltigkeit in Ihrem Kleidungsverhalten umsetzen können.

Die einfache Formel lautet:
„Weniger ist so viel mehr“

So einfach kann die Umsetzung sein

• Kaufen Sie nur noch Kleidung, von der Sie absolut überzeugt sind. Die Ihnen auf den ersten und auch nach einem zweiten, kritischeren Blick richtig gut gefällt, die die richtige Farbe hat und perfekt sitzt und in der Sie sich zu 100 Prozent wohl fühlen. Achten Sie dabei auch unbedingt auf eine gute Qualität beim Material und der Verarbeitung.

Wenn Sie sich hierbei unsicher sind, dann nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Eine Typ- oder Imageberaterin wird Ihnen nicht nur fachkundig zur Seite stehen und Ihnen helfen, die perfekten Kleidungsstücke für Sie zu finden, sondern auch nach und nach eine gut kombinierbare Garderobe für Sie zusammenzustellen. Sie werden überrascht sein, wie schnell sich diese Investition für Sie auszahlen wird.

• Haben Sie Ihre Lieblingsstücke für sich entdeckt, dann achten Sie auf eine gute Pflege. Das Etikett im Kleidungsstück gibt Ihnen hier wichtige Hinweise. Überlegen Sie sich auch, ob Sie Ihre Wäsche tatsächlich so oft waschen müssen. Manchmal reicht auch einfach gutes Lüften an der frischen Luft, das gilt vor allem auch für Kleidung aus Wolle. Ganz besonders auch dann, wenn Sie sie nicht direkt auf der Haut getragen haben.

• Sind Ihre so erworbenen und gepflegten Lieblingskleidungsstücke und -schuhe einmal beschädigt oder in die Jahre gekommen, dann überlegen Sie sich, ob sich diese noch bei einer Änderungsschneiderei oder beim Schuster reparieren lassen. Die Fachleute vor Ort geben Ihnen auch Auskunft darüber, ob sich eine Reparatur oder Änderung noch lohnt. So handeln Sie umweltfreundlicher und gleichzeitig regional.
• Eine weitere Möglichkeit, das „Weniger ist mehr“ umzusetzen sind Kleidertauschbörsen oder das Einkaufen in Second Hand Läden. Auch für die eigenen Kleiderschrankhüter, die Fehlkäufe aus vergangenen Tagen, ist das eine sehr nachhaltige Lösung.

• Wussten Sie schon, dass Sie Kleidung für den besonderen Anlass auch gut ausleihen können? Das ist nicht nur eine klimaschonende Möglichkeit, sich chic für einen besonderen Anlass zu kleiden, sondern es schont auch noch Ihren Geldbeutel.

Und wenn es doch ans Kaufen geht?

Natürlich wollen wir uns auch das ein oder andere schöne neue Stück für unsere Garderobe leisten. Aber auch hier können wir bewusster handeln. Gerade das Thema Onlineshopping ist doch mit Vorsicht zu betrachten. Die bestellte Ware legt viele Kilometer zu uns zurück, 50% davon findet sich zudem bei der Retoure wieder. Rechnet man dann noch das Verpackungsmaterial dazu, ergibt das einen deutlichen CO2-Fußabdruck. Warum also nicht besser die Läden in unserer Region unterstützen und gleich feststellen, ob uns die Farbe vom Kleid gut gefällt und es richtig sitzt?

Wenn es jetzt doch Bio-Kleidung sein soll, dann lassen Sie sich nicht von falschen Versprechungen und Greenwashing in die Irre geführt. Da auch Begriffe wie „BIO“ und „ÖKO“ in der Textilbranche leider nicht geschützt sind, achten Sie auf zertifizierte Bio-Labels wie zum Beispiel GOTS, IVN Best, Made in Green, Bluesign, Der Blaue Engel, EU-Ecolabel und Oeko-Tex Standard 100.
Nähere Informationen finden Sie unter anderem beim Greenpeace-Check der Textil-Siegel (https://www.greenpeace.de/publikationen/e01211-greenpeace-chemie-einkaufsratgeber- textil-siegel-2018.pdf)

Herzliche Einladung

Lassen Sie sich anstecken von den vielfältigen Möglichkeiten, auch in unserem Kleidungsverhalten noch nachhaltiger zu handeln und folgen Sie dem Ratschlag einer Design-Legende: „Kauft weniger, wählt gut aus und achtet darauf, dass es lange hält.“ (Vivienne Westwood)

Welche Erfahrungen haben Sie schon gemacht? Was konnten Sie schon erfolgreich umsetzen? Wir freuen uns sehr über Ihre ergänzenden Ideen zu mehr Nachhaltigkeit beim Thema Kleidung in den Kommentaren.


Bettina Hertzler

Bettina Hertzler ist Absolventin der Gutshof Akademie.
Sie ist Personal-Image-Coach und systemisch-lösungsorientierte Beraterin.
Privatpersonen, Angestellte und Selbständige berät sie in Stilfragen und Persönlichkeitsentwicklung.

Ihr Motto: Entdecke und zeige, was in Dir steckt!

http://www.bettina-hertzler.de/

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