Knigge Hits für coole Kids

von | 09.07.2018 | Allgemein, Knigge

So lautet der Titel des Seminars für Moderne Umgangsformen, das ich sehr gern in Schulen anbiete. Auf meine Frage, warum sie sich für dieses Projekt entschieden haben, antworten die Schüler oft, dass sich der Titel „so cool“ anhört. Um was es themenmäßig geht, ist vielen Kindern vor Kursbeginn nicht klar.

Foto: Shutterstock

Gutes Benehmen lernen

Kinder kennen Adolph Freiherr Knigge nicht und Moderne Umgangsformen sind für sie bis zu diesem Zeitpunkt kein Thema. Die Eltern versuchen schon manchmal ihre Kinder bei der Projektwahl zu beeinflussen. Sie möchten, dass ihre Kinder gutes Benehmen lernen, wissen sie doch, wie wichtig dies in der späteren Berufswelt ist. In Elterngesprächen weise ich immer darauf hin, dass ein Knigge Kurs die häusliche Erziehung nicht ersetzen, sondern unterstützen kann.

Vorne Katze – hinten Maus

Gute Umgangsformen müssen regelmäßig auch zu Hause trainiert werden, z.B. bei den Tischmanieren sollten die Erzieher darauf schauen, dass die Kinder die Grundregel: Vorne Katze, hinten Maus beachten.  Darunter versteht man die Sitzhaltung am Esstisch. Man sitzt in einem Abstand von ca. 14 Zentimetern zur Tischkante – das ist der Durchmesser einer durchschnittlichen Hauskatze. Der Abstand vom Rücken zur Stuhllehne ist viel kleiner – etwa so breit wie eine Maus. So anschaulich erklärt haben auch die Jüngsten Spaß an den Knigge Regeln und können sich diese gut merken. Dass die Ellenbogen nicht auf den Esstisch gehören und wie man das Besteck in die Hände nimmt, ist ebenfalls ein Themenpunkt. Der alte Spruch „ Das Besteck bewegt sich zum Mund, nicht der Mund zum Besteck“ hat auch heute noch Gültigkeit.

Der Hula Hoop Reifen

Ein besonderes Augenmerk lege ich auf das Thema: Distanzzonen

Man kann sie nicht sehen, aber jeder Mensch hat sie: die intime Zone, die man als persönliches Territorium betrachtet. Sie beträgt etwa einen halben Meter um uns herum. Dringt dort jemand ungefragt ein, reichen die Reaktionen von Angst bis Aggressivität. Auch für Kinder ist das Respektieren dieser Grenze sehr wichtig. Sie müssen es z.B. nicht ertragen, dass die entfernten Verwandten sie auf einem Familientreffen einfach in den Arm nehmen und abküssen wollen. Im Knigge Projekt lernen die Schüler ihre intime Distanzzone kennen. Sie wird durch den Hula Hoop Reifen veranschaulicht. Alle Kinder steigen nacheinander in diesen Reifen und erleben so praktisch, ihre eigene Schutzzone zu erspüren.

Die persönliche Distanzzoneist der Abstand zwischen einem halben und einem Meter. In dieser Zone findet die Begrüßung oder Verabschiedung per Handschlag statt. Die Kinder lernen sich stilvoll zu begrüßen; z. B. durch Rollenspiele, in denen sie ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn einem jemand die Hand gibt und dabei ganz woanders hinschaut.

Shake hands und „toter Fisch“

Ein guter Händedruck ist fest, aber natürlich kein „Schraubstockgriff“. Allerdings darf er auch nicht lasch sein, wie ein toter Fisch, denn damit signalisieren wir Kraftlosigkeit, Unsicherheit und fehlendes Durchsetzungsvermögen. Keine Frage: der Karrierekiller unter den Handschlägen. Wenn ich den Schülern erzähle, dass Hände nicht geschüttelt werden, kommt häufig Protest. Sie sehen diese Vorgehensweise so häufig, dass sie sie als richtig abgespeichert haben.

Wer reicht wem die Hand?

Eltern fordern ihre Kinder auf: „Gib doch mal dem Herrn die Hand“ oder sie wollen, dass ihre Kinder der Erzieherin im Kindergarten die Hand hinstrecken. Das ist zwar gut gemeint, aber nach den Knigge Regeln falsch. In diesen Situationen bestimmt die deutlich ältere Person, ob es zum Handschlag kommt oder nicht.

Die gesellschaftliche Zone reicht von etwa einem Meter bis zu drei Metern Abstand. Es ist die am häufigsten vorkommende Distanzzone im Alltag. Hier findet ein Tagesgruß ohne Handschlag statt, z. B. im Kontakt mit einer Verkäuferin.

Handy Knigge

Seit einigen Jahren wird das Thema Handy Knigge immer wichtiger. Für unsere Kinder ist ein Leben ohne Smartphone und Co unvorstellbar, es gehört einfach zum Leben dazu. Im Knigge Kurs lernen die Kinder, dass gute Umgangsformen und Smartphone Nutzung sich nicht ausschließen.

Wir Erwachsene dürfen allerdings unsere Vorbildfunktion im Umgang mit digitalen Endgeräten nicht unterschätzen. Kein Kurs und kein Kniggeprojekt können das persönliche Vorleben ersetzen. Und da sind wir alle gefordert: egal ob wir eigene Kinder haben oder nicht. Im Umgang untereinander und im Umgang mit Kindern ist unser Vorbild wichtig, denn

Kinder machen nicht das, was wir ihnen sagen, sondern das, was wir ihnen vorleben.


Gudrun Scherzinger

Personal Image Coach (IHK)

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