Wohnen: Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut?

von | 14.05.2013 | Herzensräume, Ilona Dörr-Wälde, Wohnberatung | 4 Kommentare

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass jeder Mensch sich Sicherheit und Geborgenheit wünscht. Gerade beim Einrichten eines Hauses spielt dies nach meiner Erfahrung eine zentrale Rolle.

Gleichzeitig sind auch die Ansprüche an unsere Wohnungen und Häuser größer geworden: Sie sollen allen unseren Lebenselementen einen Raum geben, für alles einen Platz bieten, das wir sind und sein wollen. Dem setzen oft genug unsere finanziellen Möglichkeiten einen recht engen Rahmen. Natürlich kann man sich und seine Bedürfnisse in einer 27-Zimmer-Villa anders ausleben als in einem kleinen schwedischen Holzhaus. Aber dennoch: Sie können versuchen, Ihre Träume auch in den kleinsten Räumlichkeiten umzusetzen – schon mit wenigen farbigen Akzenten, einzelnen Möbelstücken und bestimmten Materialien, Mustern und Formen lässt sich eine große Wirkung erzielen.

Nur zuhause kann ich mich sammeln, mich selbst fühlen

Viel entscheidender als der Platz ist Ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage: Was ist mir im Leben so wichtig, dass es auch in meiner Wohnung einen Platz haben soll? Das ist Identitätsarbeit – wenn wir dieses Thema bewusst angehen und leben, hilft es uns zu wachsen und uns zu entwickeln und unsere Energien zu bündeln. Denn genau das ist eine wichtige Aufgabe heute. Wenn ich mir nur die letzten drei Monate in meinem Kalender anschaue, dann sehe ich Dutzende Orte, an denen ich aus beruflichen und privaten Gründen war. Ein solches Leben ist nicht mehr dazu geeignet, mich zu sammeln. Ich bin draußen unterwegs, das zerstreut mich und zieht meine Seele in viele Richtungen. Nur zu Hause kann ich mich sammeln, mich selbst fühlen, Abstand zu den Dingen um mich herum bekommen und Kraft tanken. Dort kann ich bei mir selbst ankommen, aber auch bei den Menschen, die mir wichtig sind. Und ich kann zu Hause meine schöpferische Seite ausleben.

Deshalb ist meine Wohnung identitätsstiftend

Ich stelle oft fest, dass viele Menschen ihren Häusern und Wohnungen diese Rolle nicht zugestehen. Die Moderne lehrt uns das auch gar nicht. Es gibt wenig Hilfestellung in diesem Bereich. Was es dagegen gibt, sind Möbelhäuser und Baumärkte, in denen die Funktion der Möbel und dazugehörigen Technik sehr im Mittelpunkt steht, der Mensch mit all seinen Facetten und Bedürfnissen aber außen vor gelassen wird. Es gibt sicher Ausnahmen: Ein schwedisches Möbelhaus hat eines verstanden – den Unterschied zwischen Wohnen und Leben. Und daraus einen wirklich genialen Werbeslogan erschaffen: „Wohnst du noch oder lebst du schon?“

Er bringt in meinen Augen genau das auf den Punkt, um das es mir hier geht: Die Funktion der Möbel ist großartig – danke, liebe Moderne, dass wir sie haben. Aber Funktion ist nicht alles, was wir brauchen.

Die Wohnung ist meine dritte Haut

Unser Herz, unsere Seele nährt sich vom Schönen und braucht einen Sinn hinter der Funktion. Wohnen ist etwas zutiefst Menschliches. Dem Menschen ist Raum geschenkt, um ihn zu gestalten. Seine Wohnung ist seine dritte Haut. Sie gibt ihm einen Platz in unserer Gesellschaft, ein Zuhause, einen Ort seines kreativen Ausdruckes. Sie ging von ihm aus, und gehört unweigerlich zu ihm. Und gibt ihm Identität und Sinn.

Ein Zitat von Winston Churchill fasst dies gut zusammen: „Erst gestalten wir unsere Umwelt, dann gestaltet sie uns.“ Das wieder ganz bewusst zu leben, ist eine Herausforderung – es gelingt uns nur, wenn wir uns mit unserer Wohngeschichte auseinandersetzen, genau auf unser Herz hören. Und wenn wir das, was es uns sagt, auch in unsere Wohnungen und Häuser hineinlassen.

Mehr dazu in meinem Buch „Herzensräume


Ilona Dörr-Wälde

Ilona Dörr-Wälde unterstützt Menschen, ihre persönliche Berufung zu entdecken und neue Kraftquellen zu erschließen.
Im „Kloster auf Zeit“ lädt sie zum Auftanken im Gutshof ein.

www.klosteraufzeit.info

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4 Kommentare

  1. Danke Herr von Karpowitz, ja sich in seinem inneren Sein, seiner zweiten und dritten Haut
    ganz zu Hause zu fühlen und ein tiefes Ja zu haben ist erfülltes Leben. Es ist sehr spannend von Ihnen und Ihren Erfahrungen zu hören. Liebe Grüße Ilona Dörr-Wälde

  2. Es gab ein Projekt eines Schweizer Gehirnforschers. Er kristallisierte drei Stufen in der Entwicklung des Menschen heraus. Das Ursprüngliche, den „Beerensammler“ der von dem lebte, was er in seinem Umfeld sah und sammelte, den er unpolitisch mit der Farbe grün versah. In der Folge den Jäger (Farbe: rot) der der sein Umfeld verließ und raus ging und jagte. Den neuzeitlichen Mensch, den logischen, technokratischen Menschen, versah er mit der Farbe blau. Alle drei Entwicklungsstufen sind in jedem Menschen, in unterschiedlicher Ausprägung vorhanden. Der/die Sammler sammeln auch heute noch, pflegen ihr soziales Umfeld und verfügen über eine höhere emotionale Intelligenz. Der/die Jäger fallen oft schon durch ihre offensive Kleidung auf, sie entscheiden schnell, um auch am nächsten Tag diese Entscheidung/Kauf rückgängig machen zu wollen. Der blaue logische Mensch kleidet sich oft schlicht, unauffällig, zieht sich von lauter Umgebung zurück. Das alles gemischt in einer Person steigert sich in der Krönung > sich einrichtende Paare, die sich oft selbst zu wenig kennen. Die Unterschiede der persönlichen Ausprägungen müssen nicht zwangsläufig in einer Partnerschaft trennend wirken, sondern sie regen an alle drei Elemente in die Einrichtung zu integrieren.
    Ein Technologe (blau) wird auf Dauer in einer reinen Bauhaus-Stil Wohnung seelisch erfrieren, es sei denn er hat eine gemütlich Berghütte fürs Wochenende. Die meisten versuchen nach Außen rund/ausgeglichen zu sein, was auch in einer möglichst perfekten Einrichtung zum ausdruck kommt und sind innerlich völlig zerknüllt. Die Voraussetzung ist sich selbst kennenlernen und zu aktzeptieren, damit der Innere seelische Kreis rund wird und möglichst wenig Dellen hat, dann kann sich auch der Äußere Kreis rund und harmonisch gestalten.

  3. Liebe Frau Herzig-Berg,
    es freut mich sehr, dass Sie Ihre persönliche Ecke zum Ankommen und Kraft sammeln gefunden haben. Es tut gut zu erfahren, dass mein Artikel gute Impulse gegeben hat.
    Danke für Ihr Feedback.
    Ihnen noch eine gute Woche.

    Herzliche Grüße

    Ilona Dörr-Wälde

  4. Super Artikel, sprach mir direkt zum Herzen… nachdem wir unsere Wohnung nach dem Bedürfnis meines Mannes wie im Bilderbuch eingerichtet hatten und meine Seele bei dieser super Struktur und Ordnung nicht zur Ruhe kam, fand ich in meinem Haushaltungszimmer ein freies Eck, wo meine 4 liebsten Möbelstücke und Accessoires stehen und ich direkt aus dem Fenster auf den Fluss sehen kann: das antike Holzregal und der Sekretär mit Sessel und mein moderner Schreibtisch – es stört mich nicht einmal, dass ich um dort hinzugelangen an der Wäschesprinne vorbeigehen muss! Danke für den tollen Text!