Wer sich vergleicht, scheitert

von | 10.08.2015 | Biografie, Blog, Coaching

Ein Plädoyer für die Einzigartigkeit

Erst gestern wieder erntete ich große Erheiterung, weil ich in einer Vorstellungsrunde fröhlich grinsend sagte: „Ich bin ziemlich jung oder alt, schon ewig verheiratet und habe eine kleine Tochter“.

Foto: shutterstock

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Ich habe weniger Falten!

Vielleicht fragen Sie sich, warum ich nicht einfach verrate, wie alt ich bin? Ganz einfach: Weil niemand etwas für sein Alter kann. Aber – zumindest in Frauenköpfen – wird sofort die Vergleichsmaschine angeworfen. „Waaaas, die ist älter als ich? Das kann nicht sein! Die hat bestimmt was machen lassen!“ Oder jemand im Raum kommt zu einem anderen Ergebnis: „Ha, da sehe ich aber noch viel besser aus. Ich hab weniger Falten!“ Ja, so ticken unsere Frauengehirne im Allgemeinen und es kostet eine Menge Zeit der Reife, um diesen Denkprozess zu verändern.

Mein Haus – mein Auto – mein Boot

Liebe Männer, ich habe gehört, dass Ihre Vergleichsmechanismen weniger mit Falten und Altersflecken zu tun haben, dafür aber mehr mit beruflichen Erfolgsgeschichten. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Werbung eines bekannten Kreditinstitutes, in dem die Herren Schröder und Schubert sich nach vielen Jahren wiedersehen und als erstes Fotos von ihren jeweiligen Statussymbolen zücken: „Mein Haus – mein Auto – mein Boot.“ Ich hab diese Werbung gerne gesehen und mich köstlich amüsiert. Hier wird humorvoll aufs Korn genommen, was viele Menschen als ihren Wert betrachten.
Was aber passiert in uns, wenn wir uns vergleichen? Wir bewerten, was wir sehen und entweder entsteht Neid oder Hochmut – hinter beidem steckt paradoxerweise Minderwert. Die Folge ist, dass wir uns je nach Persönlichkeitsprägung entmutigt zurückziehen oder auftrumpfen.

Vergleich und Minderwert

Diesen Teufelskreis aus Vergleichen und Minderwert durchbrechen Sie nur, wenn Sie verstehen: Sie sind einzigartig geschaffen und haben ihre ganz eigene Lebensgeschichte! Wenn Sie nicht zufällig ein eineiiger Zwilling sind, gibt es keinen Menschen, der genauso aussieht wie Sie. Warum vergleichen wir also unser Äußeres? Und selbst wenn Sie zu dieser seltenen Spezies gehören und tatsächlich genauso aussehen wie Ihr Bruder bzw. Ihre Schwester, ist es aber spätestens bei Ihrer Persönlichkeit und Ihren Fähigkeiten – dem was Sie wirklich ausmacht – mit der Ähnlichkeit schon am Ende.

Zur eigenen Prägung stehen

Wie spannend, dass in einer Familie mit mehreren Geschwistern, jedes Kind sich trotz scheinbar gleicher Voraussetzungen anders entwickelt. Eines wird ernsthafter sein, ein anderes ein fröhlicher Sonnenschein. Eines wortkarg, das andere ein Geschichtenerzähler. Eines verantwortungsbewusst und ehrgeizig, das andere das Leben leicht nehmend. Jedes Kind wird aufgrund seiner Prägung andere Entscheidungen treffen und einen eigenen Lebensweg einschlagen. Da würde jeder Vergleich hinken und den Kindern nicht gerecht werden.

Bin ich authentisch?

Einen empfehlenswerten Vergleich gibt es allerdings. Auf den haben wir selbst Einfluss, ob uns gefällt, was wir sehen: Das ist der Vergleich mit uns selbst. Wo bin ich gestartet? Welche Entscheidungen habe ich getroffen und wo haben sie mich hingeführt? Bin ich reifer geworden? Bin ich auf einem guten Weg, die beste „Version“ meiner selbst zu werden – das, was so oft mit authentisch sein beschrieben wird?

Authentische Menschen haben eine ganz wichtige Eigenschaft: Sie wissen, wer sie sind, wo sie herkommen und wo sie hinwollen … und dass sie nicht vergleichbar sind mit anderen. Gerade kommt mir ein irritierender Gedanke: Wann ist meine Tochter eigentlich „alt genug“, dass ich in meiner Vorstellungrede sage „… und ich habe eine große Tochter“, ohne dass jemand Rückschlüsse auf mein Alter ziehen kann??? Ich glaube – nie!


Gastautor

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