Fühlen Sie sich in Ihrer Wohnung wirklich zuhause?

von | 06.05.2014 | Herzensräume, Ilona Dörr-Wälde, Wohnberatung | 3 Kommentare

Mit meinem Mann lebe ich in einem Haus, das ein großes, weites Wohnzimmer hat, überall sind Fenster, wir schauen hinaus ins Grüne und in den Himmel. Und dennoch: Bald nach unserem Einzug merkte ich, dass es mir mitunter fast zu viel Weite war, dass mein Bedürfnis nach Geborgenheit größer wurde. Es ist zwar sehr inspirierend und lässt mich in die Ferne schweifen, aber ich vermisste, das „Zuhause-Gefühl“.

Also haben wir in einer Ecke dieses sehr offenen und großen Wohnzimmers das dunkelbraune Buffet gestellt, das früher meiner Großmutter gehört hat. Wenn ich das Bedürfnis nach Kuscheligkeit und Wärme habe, dann setze ich mich dorthin. Kerzen und Kissen in beerenfarbigen Rottönen veränderten zusätzlich das Ambiente. Meine innere Welt spiegelt sich heute also in meiner Wohnung. Deshalb gibt mir mein Zuhause Sicherheit und Geborgenheit.

Was ist Ihnen wirklich wichtig im Leben?

Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass dieser Wunsch nach Sicherheit und Geborgenheit nicht nur ein Grundbedürfnis aller Menschen ist, sondern auch im Lauf der Zeit zugenommen hat – und zwar umso stärker, je enger der individuelle Raum wurde, der uns zur Verfügung steht. Gleichzeitig sind auch die Ansprüche an unsere Wohnungen und Häuser größer geworden: Sie sollen allen unseren Lebenselementen einen Raum geben, für alles einen Platz bieten, das wir sind und sein wollen. Dem setzen oft genug unsere finanziellen Möglichkeiten einen recht engen Rahmen. Natürlich kann man sich und seine Bedürfnisse in einer 27-Zimmer-Villa anders ausleben als in einem kleinen 1-Zimmer-Appartement. Aber dennoch: Sie können versuchen, das, was Sie in Ihrem imaginären Traumhaus vorgefunden haben, auch in den kleinsten Räumlichkeiten umzusetzen – schon mit wenigen farbigen Akzenten, einzelnen Möbelstücken und bestimmten Materialien, Mustern und Formen lässt sich eine große Wirkung erzielen.

Können Sie zuhause neue Kraft tanken?

Viel entscheidender als der Platz ist Ihre ganz persönliche Antwort auf die Frage: Was ist mir im Leben so wichtig, dass es auch in meiner Wohnung einen Platz haben soll? Das ist Identitätsarbeit – wenn wir dieses Thema bewusst angehen und leben, hilft es uns zu wachsen und uns zu entwickeln und unsere Energien zu bündeln. Denn genau das ist eine wichtige Aufgabe heute. Wenn ich mir nur die letzten drei Monate in meinem Kalender anschaue, dann sehe ich Dutzende Orte, an denen ich aus beruflichen und privaten Gründen war. Ein solches Leben ist nicht mehr dazu geeignet, mich zu sammeln. Ich bin draußen unterwegs, das zerstreut mich und zieht meine Seele in viele Richtungen. Nur zu Hause kann ich mich sammeln, mich selbst fühlen, Abstand zu den Dingen um mich herum bekommen und Kraft tanken. Dort kann ich bei mir selbst ankommen, aber auch bei den Menschen, die mir wichtig sind. Und ich kann zu Hause meine schöpferische Seite ausleben. Deshalb ist meine Wohnung identitätsstiftend.

Die Wohnung ist wie eine dritte Haut

Unser Herz, unsere Seele nährt sich vom Schönen und braucht einen Sinn hinter der Funktion. Wohnen ist etwas zutiefst Menschliches. Dem Menschen ist Raum geschenkt, um ihn zu gestalten. Seine Wohnung ist seine dritte Haut. Sie gibt ihm einen Platz in unserer Gesellschaft, ein Zuhause, einen Ort seines kreativen Ausdruckes. Sie ging von ihm aus, und gehört unweigerlich zu ihm. Und gibt ihm Identität und Sinn. Ein Zitat von Winston Churchill fasst dies gut zusammen: „Erst gestalten wir unsere Umwelt, dann gestaltet sie uns.“ Das wieder ganz bewusst zu leben, ist eine Herausforderung – es gelingt uns nur, wenn wir uns mit unserer Wohngeschichte auseinandersetzen, genau auf unser Herz hören. Und wenn wir das, was es uns sagt, auch in unsere Wohnungen und Häuser hineinlassen.

Welche Erfahrung machen Sie momentan in Ihrer Wohnung? 

Fühlen Sie sich wirklich zuhause? Was vermissen Sie derzeit? Schreiben Sie mir einen kurzen Kommentar…


Rainer Wälde

Rainer Wälde liebt es, durch Filme, Bücher und Vorträge seine Zuhörer in ihrer Originalität zu ermutigen.
In seinem wöchentlichen Blog erzählt er ihre Geschichten.

www.rainerwaelde.de

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3 Kommentare

  1. Liebe Frau Dörr-Wälde,
    auch mich hat dieses Thema sofort angesprochen, da ich ebenfalls vor knapp zwei Jahren meinen Wohnraum verkleinern mußte.
    Ich lebe nun in einer kleinen 2-Raum-Wohnung. Das Wohnzimmer habe ich mir sehr gemütlich eingerichtet, aber mit dem Schlafzimmer wollte mir dies nicht so recht gelingen. Im Gegensatz zur vorherigen Wohnung kommt nur spärlich Sonnenlicht in den Raum u. es ist mir dort zu kalt.
    Das Zimmer zu beheizen ist leider zu kostspielig.
    So habe ich jetzt kurzerhand mein „Nachtlager“ auf die aufgeklappte Couch ins Wohnzimmer verlegt, mit vielen Kissen an der Wand. Somit habe ich endlich wieder dieses Geborgenheits-gefühl, das ich so schmerzlich vermißt habe u. fühle mich wieder „daheim“.
    Liebe Grüße Ihre Frau Unger.

  2. Liebe Frau Will,
    danke für Ihre Rückmeldung. Ich finde es sehr mutig von einem Haus in eine Wohnung umzuziehen. Sich zu verkleinern bedeutet, wie sie schreiben, dass Sie sich auf’s Wesentliche konzentriert haben. Das war sicher ein sehr herausfordernder Prozess mit weniger auszukommen. Schön, dass bei aller Einschränkung dabei ein Traum war wurde. Möge sich noch eine Lösung für das Gästezimmer finden. Vielleicht ist ja gleich um die Ecke eine günstige Pension, oder es lässt sich noch ein Gästebett integrieren. Viel Lebensfreude in Ihrem neuen Zuhause wünsche ich Ihnen.
    Ganz herzliche Grüße Ilona DörrWälde

  3. Danke für den Newsletter. Ich lese diesen fast immer sofort und sehr gern. Ja, über das Zuhause denke ich öfter nach, seitdem wir aus unserem Haus ausgezogen und in eine wesentlich kleinere Wohnung eingezogen sind. Jetzt fehlt mir der große Gestaltungsspielraum und es fehlt ein Gästezimmer. Meine Deko erstreckt sich auf wesentlich engere Räume und ich muss ziemlich umdenken.
    Andererseits haben wir jetzt das kuschlige Nest, das mir manches Mal vorher gefehlt hat. Und das genieße ich ehrlich gesagt auch.
    Fazit: man kann nicht alles haben! aber man kann sich Vieles passend gestalten.

    Einen sonnogen Maitag nach Limburg!
    Aus Sachsen grüßt Christel Will